Tipps & LebenserfahrungKlüger werden mit dem AlterWie ich lernte, kluge Pausen zu machen

Wie ich lernte, kluge Pausen zu machen

Früher hielt ich Stillstand für Schwäche. Heute weiß ich: Pausen sind die Kraftquellen des Lebens.

Es gab eine Zeit, da lief ich einfach durch. Immer weiter, immer schneller. Ein Projekt nach dem anderen, Aufgaben abhaken, alles im Griff haben. Pausen? Die habe ich höchstens als Zeichen von Faulheit gesehen. Heute bin ich schlauer. Heute weiß ich: Wer kluge Pausen macht, lebt besser – und versteht mehr vom Leben.

Der Irrglaube vom „Immer machen“

Ich komme aus einer Generation, in der man stolz darauf war, viel zu tun. Wer früh aufstand, hart arbeitete und sich wenig gönnte, wurde bewundert. Pausen waren für andere – nicht für mich.

Schon als junger Vater war mein Tag durchgetaktet. Arbeit, Haushalt, Kinder, Verabredungen, Ehrenamt. Ich dachte, das sei der Beweis für ein erfülltes Leben. Erst als ich das erste Mal krank vor Erschöpfung im Bett lag, begann ich, mir Fragen zu stellen.

 

Ich wollte nicht mehr nur funktionieren. Ich wollte wieder fühlen. Und ich wollte lernen, mir selbst Pausen zu erlauben – ganz ohne schlechtes Gewissen. Aber das war leichter gesagt als getan.

Die ersten Pausen – zaghaft und seltsam

Als ich mir das erste Mal bewusst eine Pause gönnte, fühlte es sich komisch an. Ich saß auf dem Balkon, der Kaffee dampfte, aber mein Kopf arbeitete weiter: „Was musst du noch erledigen?“, „Du vertrödelst doch gerade deine Zeit!“

Es dauerte lange, bis ich erkannte, dass eine Pause nicht Leerlauf ist. Sie ist kein Loch im Tagesplan – sie ist das Herzstück. Ich begann, kleine Inseln zu schaffen. Statt durchzupowern, legte ich Pausen ein. Anfangs ungewohnt, später wohltuend. Ich lernte, dass echte Pausen nicht zwischen zwei Aufgaben liegen – sondern dazwischen atmen lassen.

Warum wir Pausen brauchen – gerade im Alter

Mit den Jahren wird einem vieles bewusster. Die Kräfte verändern sich, ja. Aber auch der Blick aufs Leben. Ich begann zu spüren, dass ich nicht mehr alles schaffe – und auch nicht alles schaffen muss.

Pausen sind heute mein Weg, achtsam zu bleiben. Sie helfen mir, mich zu sortieren. Sie schützen mich vor Überforderung. Und sie machen mir klar, worauf es wirklich ankommt.

Wer keine Pausen macht, merkt oft zu spät, wie müde er ist – seelisch wie körperlich. Die innere Batterie ist irgendwann leer. Und wenn man nie auflädt, fällt man irgendwann aus.

Besonders im Alter haben Pausen eine andere Qualität. Sie werden nicht nur zur Erholung – sie werden zur Haltung. Eine bewusste Entscheidung für mehr Lebenstiefe statt ständiger Oberflächlichkeit.

Was eine kluge Pause ausmacht

Nicht jede Pause ist gleich. Es geht nicht nur ums Hinsetzen und nichts tun. Eine kluge Pause ist mehr. Sie ist bewusst. Sie ist liebevoll. Und sie ist angepasst an das, was ich gerade brauche.

Manchmal ist es:

  • ein Spaziergang ohne Ziel.
  • ein Mittagsschläfchen ohne schlechtes Gewissen.
  • zehn Minuten auf der Couch mit geschlossenen Augen.
  • ein tiefes Durchatmen am Fenster.
  • eine Tasse Tee – nur für mich.

Und manchmal ist es auch: ein Gespräch mit einem Freund. Ein paar Minuten Tagebuch schreiben. Oder einfach nur den Himmel beobachten, ohne etwas zu erwarten.

Pausen sind individuell. Was dir guttut, bestimmst du selbst. Wichtig ist nur: dass du sie dir überhaupt gönnst.

Mein Weg zur bewussten Pause

Ich begann, mir kleine Inseln in den Tag zu bauen. Fünf Minuten nach dem Frühstück. Eine halbe Stunde vor dem Abendessen. Eine Stunde am Sonntagvormittag. Anfangs musste ich mich zwingen. Heute freue ich mich drauf.

Ich habe mir ein gemütliches Eckchen eingerichtet – mit Sessel, Decke und Blick in den Garten. Mein Rückzugsort. Hier lese ich, höre Musik oder sitze einfach nur da. Und manchmal kommen mir genau dort die besten Ideen.

Ich lernte auch, dass kluge Pausen helfen, mit stressigen Phasen besser umzugehen. Wenn ich merke, dass der Kopf voll ist, lege ich die Zeitung zur Seite. Wenn die Gedanken rasen, gehe ich raus in die Natur. Der Weg ins Verstehen führt oft durch Stille.

Was sich durch Pausen in meinem Leben verändert hat

Kluge Pausen haben mein Leben entschleunigt – und bereichert. Ich bin gelassener geworden. Geduldiger. Ich kann besser zuhören. Besser reagieren. Und: Ich bin freundlicher – zu mir selbst und zu anderen.

Früher war ich oft gereizt, wenn etwas nicht klappte. Heute weiß ich: Vielleicht fehlt einfach eine Pause.

Ich habe aufgehört, mich zu rechtfertigen, wenn ich mir Zeit nehme. Weil ich begriffen habe: Nur wer auftankt, kann auch geben.

Es ist ein tiefes Gefühl von Freiheit, das sich einstellt, wenn man aufhört, Pausen als Schwäche zu sehen – und sie stattdessen als Einladung versteht: zur Ruhe, zur Reflexion, zur Dankbarkeit.

Pausen als Brücke zu anderen

Etwas Unerwartetes ist passiert: Meine Pausen haben mich näher zu meinen Mitmenschen gebracht. Wenn ich ruhiger bin, hören mir andere besser zu. Wenn ich nicht ständig in Bewegung bin, nehmen mich meine Enkel ganz anders wahr.

Ich habe entdeckt, wie schön es ist, mit einem Enkelkind auf dem Boden zu sitzen – ohne Zeitdruck. Nur da sein. Nur schauen. Nur lachen.

Und auch mit meiner Partnerin haben sich ruhige Momente neu entfaltet. Ein gemeinsamer Tee, ein Spaziergang ohne Ziel, ein stiller Blick am Abend – das ist Gold wert.

Pausen schaffen Raum. Für echte Gespräche. Für zärtliche Gesten. Für das, was im Lärm oft untergeht.

Kluge Pausen – meine besten Ideen

Hier ein paar Dinge, die mir besonders geholfen haben:

  • Das Pausen-Tagebuch: Ich habe angefangen, meine Pausen zu notieren. Was habe ich gemacht? Wie ging es mir danach? So habe ich Muster erkannt und gelernt, was mir wirklich guttut.
  • Pausen-Rituale: Eine kleine Glocke, die mich mittags ans Innehalten erinnert. Ein bestimmter Tee am Nachmittag. Oder eine Lieblingsmusik, die mich runterbringt.
  • Technikpausen: Handy aus, Fernseher aus, Radio aus. Stattdessen: Fenster auf, frische Luft rein, Augen schließen.
  • Gartenzeit: Ich buddle, ich gieße, ich beobachte. Der Garten kennt kein „schneller“.
  • Der 5-Minuten-Stuhl: Ich habe mir einen bestimmten Stuhl zugelegt – da setze ich mich nur hin, wenn ich Pause mache. Dieser Stuhl steht für meine kleine Auszeit.

Was mir früher keiner gesagt hat

In der Schule haben wir gelernt, wie man Leistung bringt. Aber niemand hat uns beigebracht, wie man Pausen macht. Wie man spürt, wann es zu viel wird. Wie man achtsam mit sich umgeht.

Vielleicht müssen wir das erst mit den Jahren lernen. Vielleicht ist es eine der schönsten Lektionen des Älterwerdens.

Ich hätte mir gewünscht, früher damit anzufangen. Aber ich bin dankbar, dass ich es jetzt kann.

Denn ich habe verstanden: Eine Pause ist nicht das Gegenteil von Tun. Sie ist das, was das Tun erst sinnvoll macht.

Fazit: In der Pause liegt die Kraft

Heute bin ich überzeugt: Wer kluge Pausen macht, lebt tiefer. Und echter.

Pausen sind keine Auszeiten vom Leben – sie sind Teil des Lebens. Sie machen uns wach für das Wesentliche. Und sie helfen uns, in Verbindung zu bleiben: mit uns selbst und mit den Menschen, die wir lieben.

 

Wenn du also das nächste Mal denkst: „Ich muss noch schnell…“, dann sag dir lieber: „Ich gönn mir jetzt eine kluge Pause.“

Du wirst sehen, was das mit dir macht. Denn das Leben besteht nicht nur aus dem, was wir tun – sondern auch aus dem, was wir spüren, wenn wir kurz innehalten.

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