Opa-Alltag & FamilienlebenGeschichten aus dem Opa-AlltagWarum ich montags immer in den Park gehe (auch wenn's regnet)

Warum ich montags immer in den Park gehe (auch wenn’s regnet)

Ein Ritual, das mich erdet, meine Gedanken sortiert und mich selbst bei grauem Himmel lächeln lässt

Montagmorgen. Für viele ein Graus, der Anfang vom Ernst der Woche. Für mich? Ein Geschenk. Denn genau da, wenn andere noch müde in die Kaffeetasse starren oder die Zeitung mit kritischem Blick durchforsten, ziehe ich mir die Jacke über, schnappe mir meinen Schirm (oder auch nicht) – und gehe in den Park. Egal ob Frühling oder Herbst, Sonne oder Regen. Warum? Weil es mein Anker ist. Mein Moment mit mir selbst. Und über die Jahre ist aus einem Spaziergang ein echtes Ritual geworden – das ich nicht mehr missen möchte.

Der erste Montagsspaziergang – wie alles begann

Es war kein besonders denkwürdiger Tag. Ich hatte nicht vor, mein Leben zu ändern oder ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich war einfach nur schlecht gelaunt. Der Himmel war grau, es hatte die ganze Nacht geregnet, und irgendwie wollte nichts so recht gelingen. Also beschloss ich, einfach rauszugehen. Nur ein paar Schritte. Frische Luft schnappen.

Ich lief in den nahen Park. Die Wege waren matschig, die Bäume tropften, kein Mensch war unterwegs. Und gerade das war es, was mich traf: Diese Ruhe. Diese stille Schönheit, die sich nicht aufdrängt. Die einfach da ist.

 

Ich setzte mich auf eine feuchte Bank, klappte den Kragen meiner Jacke hoch und beobachtete die Tropfen, wie sie von den Blättern fielen. Und plötzlich – fühlte ich mich besser. Nicht euphorisch. Nicht überglücklich. Aber ruhig. Klar. Irgendwie neu sortiert.

Was ein Montag im Park mit meinem Kopf macht

Seitdem ist der Montag mein Tag geworden. Mein Parktag. Ein Moment, der nur mir gehört. Keine Termine, keine Aufgaben, keine Gespräche. Nur ich, die Natur und manchmal ein Eichhörnchen, das mich neugierig beäugt.

Während ich gehe, sortieren sich meine Gedanken. Ich denke nach über das Wochenende, über das, was kommt. Ich erinnere mich an Menschen, denen ich begegnet bin. An Gespräche, an Lächeln, an Dinge, die mich beschäftigt haben. Der Park wird zum Spiegel meiner Seele. Und das Beste: Er urteilt nicht. Er erwartet nichts. Er ist einfach da.

An manchen Tagen gehe ich zügig, lasse die Beine arbeiten und den Puls steigen. An anderen Tagen bleibe ich oft stehen. Beobachte, wie sich das Licht verändert. Wie die Jahreszeiten kommen und gehen. Wie die Welt sich weiterdreht – ganz ohne Hektik.

Warum Regen kein Grund ist, zu Hause zu bleiben

Früher hätte ich bei Regen die Vorhänge zugezogen und gedacht: „Heute lieber nicht.“ Heute sage ich mir: „Gerade jetzt.“ Denn im Regen zeigt sich der Park von seiner stillsten, ehrlichsten Seite. Keine Menschenmengen, keine Jogger, keine lärmenden Kindergruppen. Nur das Prasseln der Tropfen, das Gluckern der Pfützen und das leise Rascheln der Blätter.

Ich habe gelernt: Wenn ich dem Wetter trotze, trotze ich auch ein Stück weit mir selbst. Meiner Bequemlichkeit. Meinem inneren Schweinehund. Und jedes Mal, wenn ich trotz Regen rausgehe, komme ich mit einem kleinen inneren Sieg zurück.

Regen bedeutet für mich inzwischen: Klarheit. Reinigung. Nicht nur für die Luft – auch für mein Inneres.

Die kleinen Begegnungen, die das Herz öffnen

Natürlich bin ich nicht immer allein. Manchmal treffe ich auf andere Parkgänger. Eine ältere Dame mit ihrem Dackel, ein junger Mann mit einem Skizzenblock, ein Vater mit Kinderwagen. Wir nicken uns zu, manchmal bleibt man kurz stehen. Und aus einem beiläufigen Gruß wird ein Gespräch. Über das Wetter. Über das Leben. Über die Schönheit des Moments.

Einmal begegnete ich einem alten Herrn, der mit einem Fernglas Vögel beobachtete. Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir mit leuchtenden Augen von den Blaumeisen, die hier brüten. Seitdem schaue ich selbst immer wieder in die Baumkronen. Und freue mich wie ein Kind, wenn ich einen der kleinen blauen Federbälle entdecke.

Mein Montagsritual – Schritt für Schritt

Was anfangs eine spontane Flucht war, ist heute ein festes Ritual:

  1. Ich stehe früh auf, ohne Wecker. Die innere Uhr macht’s.
  2. Ich trinke eine Tasse Tee – keinen Kaffee. Das ist mein Zeichen: Heute ist Parktag.
  3. Ich ziehe mich dem Wetter entsprechend an. Nie zu bequem, aber immer so, dass ich mich frei bewegen kann.
  4. Ich nehme mir nichts vor. Keine Route, keine Uhrzeit, kein Ziel.
  5. Ich gehe einfach los.

Und meistens kehre ich erst nach über einer Stunde zurück. Nicht, weil ich muss – sondern weil ich will. Weil ich mich dann wieder spüre. Weil der Kopf frei ist und das Herz ruhig schlägt.

Was der Park mir über das Leben beibringt

Wenn man Woche für Woche denselben Ort besucht, wird man Zeuge von Veränderungen. Die Knospen im März, das frische Grün im Mai, das leuchtende Gelb im Oktober, der Frost im Januar. Ich habe gelernt: Alles hat seine Zeit. Nichts bleibt, wie es ist – aber alles kommt wieder. Auf seine Weise.

Ich habe auch gelernt: Das Leben ist kein Sprint. Es ist ein Wandern. Mit Pausen, mit Aussichtspunkten, mit kleinen Umwegen. Und manchmal ist der schönste Moment genau der, den man nicht geplant hat. Ein Sonnenstrahl im Nebel. Eine Ente mit Küken. Ein Kind, das lachen muss, weil es in eine Pfütze springt.

Der Park hat mich entschleunigt. Er hat mir gezeigt, dass Stille nicht Leere ist, sondern Raum. Raum zum Nachdenken. Raum zum Spüren. Raum zum Sein.

Warum gerade der Montag?

Viele fragen mich: Warum ausgerechnet Montag? Der ungemütlichste aller Wochentage. Der Tag, an dem alle wieder anfangen müssen, funktionieren, liefern, leisten. Genau deshalb.

Ich will bewusst anders starten. Nicht mit Druck. Nicht mit dem Blick aufs Handy. Sondern mit dem Blick aufs Leben. Auf das, was zählt. Auf das, was mich trägt.

Der Montag ist für mich kein Neuanfang im klassischen Sinn. Er ist ein Innehalten. Ein Übergang. Eine Erinnerung daran, dass jede Woche eine Chance ist. Keine Pflicht. Kein Kampf. Eine Möglichkeit.

Die Wirkung auf mein Leben

Seitdem ich dieses Ritual pflege, hat sich etwas verändert. Ich bin ruhiger geworden. Gelassener. Weniger getrieben.

Ich rege mich weniger über Kleinigkeiten auf. Ich nehme mir mehr Zeit für Gespräche. Ich höre besser zu. Ich bin präsenter – für andere, aber auch für mich.

Der Park hat mich gelehrt, mit mir selbst Freundschaft zu schließen. Und das war vielleicht die wichtigste Lektion von allen.

Fazit: Rausgehen lohnt sich – besonders montags

Wenn du also montags das Gefühl hast, alles sei zu viel – geh raus. Geh in den Park. Auch wenn’s regnet. Gerade dann.

 

Du wirst staunen, was passiert, wenn du dir diese Stunde schenkst. Wenn du atmest. Wenn du einfach nur gehst.

Denn irgendwo zwischen Regentropfen, Vogelzwitschern und dem Rascheln der Bäume wartet vielleicht genau das, was dir fehlt. Ein bisschen Ruhe. Ein bisschen Klarheit. Und vielleicht – ein Lächeln, das dich durch die ganze Woche trägt.

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