Opa-Alltag & FamilienlebenGeschichten aus dem Opa-AlltagMein Enkel hat mir TikTok erklärt – und ich war überrascht

Mein Enkel hat mir TikTok erklärt – und ich war überrascht

Wie ich als Opa in die bunte Welt der kurzen Videos eintauchte – und was ich dabei über mich, meinen Enkel und unsere Zeit gelernt habe

„TikTok, Opa! Das musst du sehen!“ Mein Enkel Tom stand mit leuchtenden Augen vor mir, das Smartphone in der Hand, bereit, mir eine völlig neue Welt zu zeigen. Ich? Ich war skeptisch. Noch eine App, noch mehr Handygedaddel, noch weniger echte Gespräche – dachte ich zumindest. Aber was dann kam, hat mich ehrlich überrascht.

Ein Nachmittag mit Folgen

Es war ein verregneter Samstagnachmittag. Tom war bei mir zu Besuch, wie so oft, wenn seine Eltern etwas vorhatten. Wir hatten bereits UNO gespielt, einen Apfelkuchen gebacken (naja, ich hatte ihn hauptsächlich gegessen) und es wurde langsam ruhiger im Wohnzimmer. „Zeig mir doch mal, was du da immer machst am Handy“, sagte ich beiläufig. Tom grinste. „TikTok? Klar, Opa!“

 

Er setzte sich neben mich, startete die App, und dann… scrollten wir. Erst ein paar Minuten, dann eine Stunde, dann fast zwei. Ich hätte nie gedacht, dass mich diese kurzen Clips so fesseln könnten. Menschen, die tanzen, basteln, kochen, Witze reißen, Wissen vermitteln, Tiere zeigen, Geschichten erzählen. Es war wie Fernsehen, nur schneller, näher, überraschender. Und oft richtig lustig.

Irgendwann bemerkte ich, wie ich mich vorbeugte, wie mein Daumen plötzlich selbst scrollte, wie ich Tom fragte: „Zeig mir noch mal den Typ mit den Gartentipps“. Und so wurde aus einem beiläufigen Nachmittag ein echtes Erlebnis – mit viel Gelächter, Staunen und ehrlichem Interesse.

Was TikTok überhaupt ist – in Opa-Sprache

Falls du TikTok noch nie gesehen hast: Stell dir einen Mix aus alten „Lustigen Taschenbüchern“, einer Kochsendung, der Sendung mit der Maus und einer Prise Disco vor – nur alles in superkurz und auf dem Handy. Videos, oft nur 10 bis 60 Sekunden lang. Und jeder kann mitmachen. Ja, auch wir Opas.

Manche Clips sind albern, manche genial. Und das Erstaunliche: Je länger man schaut, desto besser wird’s. Die App merkt sich, was dir gefällt, und zeigt dir mehr davon. Wenn du also gerne alten Rock hörst, bekommst du passende Clips. Wenn du Gartentipps liebst – auch dafür gibt’s TikToks. Wenn du dich für Modellbau, Kreuzworträtsel oder Familiengeschichten interessierst: TikTok hat’s.

Ich war erstaunt, wie viele Themen abgedeckt werden. Von Philosophie über einfache Alltagstipps bis hin zu historischen Mini-Dokus. TikTok ist wie ein Basar der Ideen, immer in Bewegung, immer neu. Und es gibt tatsächlich eine wachsende Community von älteren Menschen, die dort aktiv mitmachen – mit viel Witz, Charme und Lebenserfahrung.

Der Zauber der Verbindung

Was mich aber wirklich gepackt hat, war etwas ganz anderes: die Nähe zu meinem Enkel. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, Teil seiner digitalen Welt zu sein. Ich stellte Fragen, er erklärte mir Begriffe wie „For You Page“, „Duett“ oder „Hashtags“. Wir lachten gemeinsam über schiefe Tanzversuche, schauten uns Videos von Omas und Opas aus aller Welt an, die selbst Clips drehten. Plötzlich war da eine Verbindung – nicht nur zwischen uns, sondern auch zu einer ganzen Generation.

Es war ein Miteinander, das ganz ohne Druck funktionierte. Kein Erklären-müssen, kein Besserwissen. Einfach ein gemeinsames Entdecken. Und genau das hat mir gezeigt: Es geht nicht darum, alles sofort zu verstehen. Es geht darum, sich einzulassen. Und das lohnt sich.

Mein erstes eigenes TikTok

„Mach doch auch mal eins, Opa!“, meinte Tom irgendwann. Ich winkte ab. „Ach komm, ich und tanzen – das ist wie Käsekuchen auf Pizza.“ Doch er ließ nicht locker. Also überredete er mich zu einem Duett: Er machte eine Handbewegung vor, ich sollte sie spiegeln. Dann noch ein Lächeln in die Kamera, und zack – fertig war das Video.

Wir luden es hoch (natürlich auf seinem Account), gaben ein paar Hashtags dazu – und ich dachte mir nichts dabei. Am nächsten Tag zeigte er mir: „Opa! 13.000 Aufrufe! Und voll viele schreiben, dass du cool bist!“ Ich war baff. Und ehrlich gesagt: ein kleines bisschen stolz war ich auch.

Seitdem haben wir weitere Clips gemacht. Mal kommentiere ich Alltagssituationen mit einem Augenzwinkern, mal probieren wir Rezepte aus meiner Jugendzeit. Und weißt du was? Es macht richtig Spaß. Nicht, weil ich berühmt werden will – sondern weil ich so mit meinem Enkel auf eine neue Art verbunden bin.

Was ich durch TikTok gelernt habe

Ich habe in diesen Stunden mit Tom und TikTok mehr gelernt als in manch digitalem VHS-Kurs:

  • Neugier lohnt sich. Auch mit 70 kann man noch neue Dinge entdecken, wenn man sich traut.
  • Technik muss nicht abschrecken. Wenn jemand liebevoll erklärt, kann selbst ein digitales Rätsel zur Schatzkarte werden.
  • Junge Menschen wollen teilen. Ihre Welt, ihre Interessen, ihren Humor – man muss nur bereit sein, sich darauf einzulassen.
  • Man kann lachen und lernen gleichzeitig. TikTok vereint Spaß und Wissen auf erstaunliche Weise.
  • Man ist nie zu alt für ein bisschen Verrücktheit. Selbst ein alberner Tanz oder ein blöder Witz kann ein ganzer Tag voll Lebensfreude sein.

Was mich überrascht hat

Was mich ehrlich überrascht hat: TikTok ist nicht nur eine Bühne für Selbstdarsteller, wie man oft hört. Es ist auch eine Plattform für echte Geschichten, kluge Gedanken, gesellschaftlichen Austausch und – ja, auch für uns Opas. Ich habe Videos gesehen von Rentnern, die ihre Gartenpflege dokumentieren. Von Großvätern, die Witze erzählen. Von Menschen, die anderen Mut machen, die kochen, basteln oder einfach ihre Sicht auf die Welt teilen.

Ich habe gelernt: Humor, Menschlichkeit und Erfahrung kommen an – auch digital. Und sie werden gebraucht. Gerade in einer Welt, in der oft alles schnelllebig und oberflächlich scheint, sind diese kleinen Inseln der Echtheit besonders wertvoll.

Die Generationsbrücke

Ich merke, dass ich jetzt besser verstehe, wie mein Enkel tickt. Und er versteht mich auch besser. Wir reden mehr, lachen mehr zusammen. Ich lasse ihn an meinen Erinnerungen teilhaben – und er zeigt mir seine Welt. TikTok ist für uns zur Brücke geworden. Keine glatte, sterile App – sondern ein Ort voller Geschichten, voller Leben.

Und das Beste: Ich kann ihn dort besuchen, ohne ihm auf die Nerven zu gehen. Ich schaue seine Videos, kommentiere mal mit einem „Schön gemacht, Tom!“ oder einem „Opa applaudiere virtuell“ – und er freut sich. So einfach kann es sein. Gleichzeitig bekomme ich Einblicke in seine Interessen, seine Hobbys, seine Freundschaften – ohne zu fragen, ohne zu drängen.

Aber hat das auch Grenzen?

Natürlich. TikTok ist kein Allheilmittel. Es gibt auch Unsinn, Oberflächlichkeit, und wie überall im Internet: Leute, die pöbeln. Aber Tom hat mir auch gezeigt, wie man solche Inhalte melden kann, wie man mit einem Klick weiterwischt oder die Kommentarfunktion beschränkt. Man kann lernen, sich zu schützen.

Und wir reden auch darüber: Warum manche Inhalte so viele Klicks bekommen. Warum bestimmte Trends funktionieren. So wird aus einem TikTok ein Einstieg ins Gespräch über Medien, Werte, Humor, Gesellschaft. Und plötzlich reden wir über mehr als nur ein paar Sekunden Video.

Ich habe sogar angefangen, mir selbst Notizen zu machen. Was gefällt mir? Was irritiert mich? Welche Themen finde ich spannend? TikTok hat in mir eine neue Art von Neugier geweckt – nicht nur gegenüber der Technik, sondern auch gegenüber der Welt, die sich dort zeigt.

Fazit: Ich hätte was verpasst

Ich bin froh, dass ich an diesem verregneten Samstag gesagt habe: „Zeig’s mir mal.“ Ohne Vorurteile. Ohne Spott. Einfach mit Interesse. Ich hätte sonst etwas verpasst – nicht nur TikTok, sondern vor allem: eine Chance auf echte Verbindung.

Heute habe ich sogar eine Idee für mein eigenes TikTok-Projekt: Ich will jeden Sonntag einen kurzen Clip machen, in dem ich erzähle, was ich früher anders gemacht habe – und was ich heute vielleicht anders sehe. Nicht als Besserwisser, sondern als jemand, der gelernt hat: Man ist nie zu alt, um sich neu zu entdecken.

 

Und weißt du was? Vielleicht wird ja aus „Opa Tom“ ein kleiner Internet-Star. Nicht, weil ich das anstrebe – sondern weil ich zeigen möchte: Auch im Alter kann man überraschen, neugierig sein, lachen, lernen und Menschen berühren.

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