Es gibt so Tage, da muss ich schmunzeln, wenn ich an mein früheres Ich denke. Da bin ich höchstens mal „eine Runde um den Block“ gegangen – meistens aus Langeweile oder weil der Hund rausmusste. Bewegung ja, aber Sport? Nein, das wäre mir zu viel der Ehre für einen gemütlichen Spaziergang gewesen.
Heute sehe ich das anders. Heute ist mein täglicher Spaziergang mein Training. Mein Fitnessstudio auf Rädern, ohne Geräte, ohne Vertrag, aber mit großem Effekt. Und weißt Du was? Ich bin fitter, ausgeglichener und sogar fröhlicher als je zuvor. Ich fühle mich nicht nur gesünder, sondern auch lebendiger.
Der Aha-Moment – wie alles begann
Es war ein kühler Frühlingstag. Ich war mit meinem Enkel im Park. Er auf dem Laufrad, ich zu Fuß hinterher. Und ich merkte plötzlich: Der Junge hat Energie ohne Ende – und ich? Kam ganz schön ins Schnaufen. Irgendwas in mir sagte: So kann das nicht weitergehen.
Am Abend habe ich mir vorgenommen: Ab morgen gehst Du jeden Tag raus. Egal, ob Sonne, Wind oder grauer Himmel. Einfach loslaufen. Nicht für den Hund. Nicht für den Einkauf. Nur für mich. Ein paar Schritte nur, aber jeden Tag.
Und ich blieb dabei. Der Schrittzähler wurde zum kleinen Motivator, das Wetter zur Ausrede weniger wichtig. Ich begann, meine Umgebung bewusster wahrzunehmen. Wie viele Bäume mir vorher nie aufgefallen waren! Wie sehr sich mein Viertel mit den Jahreszeiten verändert! Es war, als hätte ich eine neue Welt direkt vor meiner Haustür entdeckt.
Ich begann sogar, mich mit Wettervorhersagen zu beschäftigen – nicht, um Spaziergänge zu vermeiden, sondern um sie besser zu planen. Mütze, Schal, Regencape – alles kam regelmäßig zum Einsatz. Der Spaziergang wurde zur festen Größe in meinem Alltag.
Schritt für Schritt zur neuen Gewohnheit
Die ersten Tage waren – sagen wir mal ehrlich – anstrengend. Die Beine schwer, der Atem kurz, der Kopf voller Ausreden. Aber ich blieb dran. Und irgendwann kam der Moment, an dem ich nicht mehr darüber nachdachte. Ich ging einfach los. Die Bewegung wurde zur Routine, wie das Zähneputzen oder der erste Kaffee am Morgen.
Was sich dann veränderte, hat mich selbst überrascht:
- Meine Knie wurden stabiler.
- Die Rückenprobleme ließen nach.
- Mein Gleichgewicht verbesserte sich.
- Und mein Kopf? Wurde klarer.
Ich fühlte mich wie ein Akku, der langsam aber sicher wieder aufgeladen wurde. Auch meine Stimmung wurde besser. An Tagen, an denen ich schlecht geschlafen hatte oder mich etwas geärgert hatte, half mir der Spaziergang, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Ich wurde geduldiger, freundlicher – selbst im Straßenverkehr. Es war, als hätte der tägliche Spaziergang meine innere Balance wiederhergestellt. Nicht sofort, aber ganz langsam. Schritt für Schritt.
Spazierengehen ist nicht gleich Spazierengehen
Ich habe gelernt: Wer meint, ein Spaziergang sei bloß ein bisschen Schlendern, der hat noch nie mit Absicht Tempo aufgenommen. Ich mache meine Runden heute mit System. Mal flott, mal gemäßigt, mal mit leichten Steigungen. Manchmal höre ich Musik dazu, manchmal genieße ich einfach nur das Zwitschern der Vögel.
Ich baue Übungen ein: Auf dem Weg mache ich zwischendurch Kniebeugen an einer Parkbank. Oder Dehnübungen am Geländer. Ich balanciere auf Bordsteinen oder laufe bewusst auf unebenem Untergrund, um meine Tiefenmuskulatur zu fordern.
Plötzlich ist der Spaziergang kein Lückfüller mehr, sondern echtes Training. Und das ganz ohne Hanteln oder Fitnessstudio. Wenn ich zurückkomme, habe ich das Gefühl, wirklich etwas getan zu haben – und das fühlt sich verdammt gut an.
Selbst meine Haltung hat sich verbessert. Ich gehe aufrechter, atme tiefer, spüre meine Mitte. Und ganz nebenbei trainiere ich meine Ausdauer, ohne dass ich das Gefühl habe, mich quälen zu müssen. Und wenn ich mal keine Lust habe? Dann erinnere ich mich an das Gefühl danach – und gehe trotzdem los.
Der gesundheitliche Gewinn
Mein Hausarzt hat bei der letzten Kontrolle gesagt: „Ihre Werte sehen richtig gut aus. Was machen Sie denn anders?“ Ich habe gegrinst und gesagt: „Ich geh’ spazieren.“
Hier ein paar Dinge, die sich seitdem bei mir verbessert haben:
- Blutdruck gesenkt
- Cholesterinwerte stabilisiert
- Gewicht leicht reduziert
- Schlaf verbessert
- Stress deutlich abgebaut
Das alles ohne Pillen, ohne Nebenwirkungen. Einfach durch konsequente Bewegung an der frischen Luft. Und ich rede hier nicht von Hochleistungssport – sondern von 30 bis 60 Minuten täglich. Manchmal mehr, manchmal weniger. Aber immer mit Freude.
Was mir aber fast noch wichtiger ist: Ich habe das Gefühl, wieder mehr Kontrolle über meinen Körper zu haben. Ich bin nicht ausgeliefert, ich bin aktiv. Und das tut auch seelisch enorm gut. Ich nehme meine Gesundheit selbst in die Hand – jeden Tag ein Stück mehr.
Bewegung als Lebensfreude
Ich bin kein junger Hüpfer mehr. Aber ich bin auch kein Rentner, der auf der Couch versauern möchte. Der Spaziergang ist meine Art, aktiv zu bleiben. Nicht, um etwas zu beweisen. Sondern weil es mir guttut.
Ich entdecke neue Wege, neue Details in meiner Nachbarschaft. Ich komme mit Menschen ins Gespräch. Ich bin mehr im Hier und Jetzt. Und oft nehme ich einen meiner Enkel mit. Dann wird der Spaziergang zum kleinen Abenteuer: Wir zählen Autos, balancieren auf Mauern oder suchen Eichhörnchen im Park.
Manchmal nehme ich mir auch einfach nur bewusst Zeit für mich. Ohne Ziel, ohne App, ohne Musik. Nur ich, der Weg und meine Gedanken. Das ist wie Meditation in Bewegung. Mein Kopf wird frei, meine Laune steigt, mein Blick wird weiter.
Und dann gibt es Tage, da nehme ich mir einfach Zeit für Stille. Kein Reden, kein Denken – nur Gehen. Die Schritte bringen mich zur Ruhe, lösen innere Knoten. Der Spaziergang wird dann fast spirituell. Eine Art Geh-Meditation.
Wie Du Deinen Spaziergang zum Training machst
Hier ein paar einfache Tipps aus meiner Erfahrung:
- Gehe mit bewusstem Tempo. Nicht bummeln, sondern ein Tempo, bei dem Du leicht ins Schwitzen kommst, aber noch reden kannst.
- Verändere Deine Strecke. Kleine Hügel, unterschiedliche Untergründe oder mal ein neuer Weg bringen Abwechslung.
- Nimm Deine Arme mit. Schwungvolle Armbewegungen steigern den Trainingseffekt.
- Nutze die Umgebung. Parkbänke für kleine Kräftigungsübungen, Treppen für den Kreislauf.
- Spazier mit jemandem zusammen. Der Austausch macht nicht nur Spaß, er motiviert auch.
- Plane bewusst Pausen. Wer mag, kann sich eine schöne Bank suchen, kurz innehalten, durchatmen, den Moment genießen.
- Wetter ist keine Ausrede. Mit Regenjacke und Mütze geht es auch bei Schietwetter. Und danach schmeckt der Tee umso besser!
- Mach es zur Gewohnheit. Täglich zur gleichen Zeit loszugehen, hilft, eine Routine zu etablieren.
- Setz Dir kleine Ziele. Heute zehn Minuten mehr, morgen ein kleiner Hügel, übermorgen eine neue Strecke – das hält die Motivation hoch.
Fazit: Mein Weg, fit zu bleiben
Ich brauche keinen Marathon. Kein Fitnessstudio. Kein Sixpack. Ich brauche Bewegung, die zu meinem Leben passt. Die mir Freude macht. Und genau das ist mein Spaziergang heute.
Wenn ich unterwegs bin, dann merke ich: Ich tue etwas für mich. Für meinen Körper, meinen Geist und meine Seele. Und das ist für mich echtes Training. Ich tanke Kraft, Luft und neue Gedanken. Und ich merke: Ich bin lebendig. Ganz einfach durch den ersten Schritt.
Probier’s doch einfach mal aus. Geh los. Schritt für Schritt. Du wirst sehen, was passiert. Und vielleicht – so wie ich – erkennst Du eines Tages: Ein Spaziergang kann mehr sein als Bewegung. Er kann zu einer Haltung werden. Einer Haltung dem Leben gegenüber.