Gesellschaft & EngagementRente & NebenverdienstWie ich als Ruheständler digital selbstständig bin

Wie ich als Ruheständler digital selbstständig bin

Selbstbestimmt, flexibel und online – mein zweiter Berufsweg im Netz.

Als ich in Rente ging, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich noch einmal eine ganz neue Art von Arbeit entdecken würde. Früher bedeutete „arbeiten“: morgens früh raus, Termindruck, Meetings, Verantwortung. Heute bedeutet es: Laptop aufklappen, Kaffee einschenken – und loslegen. Ich arbeite wieder, aber ganz anders. Ich bin mein eigener Chef, entscheide über Zeit und Inhalt, lerne ständig dazu – und das alles bequem von zu Hause. Mein digitales Arbeitsleben ist so bunt, wie ich es mir nie vorgestellt hätte. Und ich kann sagen: Es macht mir richtig Freude.

Rente? Ja. Ruhestand? Nicht wirklich.

Nach über vier Jahrzehnten im Berufsleben habe ich meine Rente verdient. Und ich habe sie genossen – zunächst jedenfalls. Ausschlafen, endlich wieder Zeit für den Garten, Bücher lesen, mit den Enkeln spielen. Doch je länger das dauerte, desto mehr verspürte ich eine innere Unruhe. Etwas fehlte. Nicht nur das Geld – auch das Gefühl, produktiv zu sein, eine Aufgabe zu haben, gebraucht zu werden.

 

Und so begann ich, mich umzusehen. Aber nicht in der klassischen Arbeitswelt – sondern online. Was ich fand, war eine Welt voller Möglichkeiten. Eine Welt, in der Lebenserfahrung zählt. In der Geduld, Verlässlichkeit und Klarheit geschätzt werden. Und in der ich mit meinem Wissen etwas bewirken kann.

Wie alles begann: Die Neugier war größer als die Angst

Mein Sohn brachte den Stein ins Rollen. Er hatte Probleme mit einer komplizierten Excel-Tabelle und fragte mich um Rat. Ich half ihm, und er meinte danach: „Papa, das kannst Du verkaufen!“ Damals lachte ich noch – aber der Gedanke ließ mich nicht mehr los.

Ich begann, im Internet zu stöbern: Wie verdient man online Geld? Was braucht man dafür? Welche Plattformen gibt es? Anfangs war ich skeptisch. Ich hatte keine Ahnung von Online-Shops, digitalen Dienstleistungen oder E-Books. Aber ich war neugierig – und ich hatte Zeit. Also probierte ich mich aus.

Meine ersten Schritte in die digitale Selbstständigkeit

Ich startete ganz klein. Erst einmal schaute ich, was ich überhaupt kann und was ich gerne mache:

  • Tabellen und Büroorganisation
  • Texte strukturieren und korrigieren
  • Erklären – verständlich und mit Geduld
  • Ordnung schaffen, Systeme aufbauen
  • Wissen weitergeben

Dann meldete ich mich auf ein paar Plattformen an:

  • Fiverr – für kleine digitale Dienstleistungen
  • Etsy – dort verkaufe ich heute einfache, selbst geschriebene Ratgeber im PDF-Format
  • Nebenan.de – für lokale digitale Hilfsangebote
  • Upwork – für internationale Kleinjobs

Ich legte einfache Profile an, mit ehrlicher Beschreibung. Keine Übertreibungen, kein Marketing-Blabla. Ich zeigte, wer ich bin: ein erfahrener, geduldiger Mensch mit einem soliden Wissensschatz.

Der erste Auftrag ließ auf sich warten – aber als er kam, war ich bereit. Es war ein junger Gründer, der Hilfe bei der Gliederung seiner Buchhaltung suchte. Ich erstellte für ihn eine verständliche Excel-Vorlage und erklärte ihm das Prinzip am Telefon. Das Feedback? 5 Sterne – und ein „Danke, wie bei meinem Vater“. Das ging runter wie Öl.

Was ich heute alles mache

Mit der Zeit habe ich mein digitales Angebot erweitert. Ich mache heute unter anderem:

  • Excel-Dienstleistungen: Vorlagen, Korrekturen, Automatisierungen
  • Textkorrektur: Bachelorarbeiten, Website-Texte, Bewerbungen
  • PDF-Ratgeber: z. B. „So beantragst Du Deine Rente richtig“ oder „Digitale Ordnung leicht gemacht“
  • Online-Beratung für Senioren: Einsteigerhilfe für Smartphone, Tablet und PC
  • Vorträge in VHS-Webinaren: zu Themen wie „Digital aufräumen“ oder „Online sicher einkaufen“

Ich verdiene damit nicht die Welt – aber ich verdiene fair. Zwischen 300 und 700 Euro pro Monat sind möglich, manchmal mehr. Aber wichtiger ist: Ich bin aktiv. Ich lerne. Ich gebe weiter. Und ich werde gebraucht.

Mein Büro: flexibel und gemütlich

Mein Arbeitsplatz ist da, wo mein Laptop steht. Mal am Esstisch, mal auf dem Balkon, mal im Wohnzimmer. Ich brauche:

  • Einen stabilen Laptop (kein High-End-Gerät)
  • Headset für Gespräche und Online-Kurse
  • Gute Internetverbindung
  • Eine Tasse Kaffee, einen Notizblock, manchmal einen Keks

Ich nutze kostenlose oder günstige Tools:

  • LibreOffice für Texte und Tabellen
  • Zoom oder Jitsi für Gespräche
  • Canva für einfache Layouts
  • Google Drive zur Datenspeicherung

Alles ist einfach zu bedienen – und: Ich habe mir alles selbst beigebracht. Schritt für Schritt. Mit YouTube, Blogs und viel Geduld.

Was ich durch die digitale Selbstständigkeit gewonnen habe

Es ist erstaunlich, wie viel diese neue Arbeit mir gibt:

  • Struktur: Ich habe Aufgaben und Termine – aber in meinem Rhythmus.
  • Selbstbewusstsein: Ich sehe, dass ich noch etwas bewegen kann.
  • Austausch: Ich kommuniziere mit Menschen aus ganz Deutschland – und darüber hinaus.
  • Spaß: Ich lache oft. Über lustige Kundenanfragen. Über mich selbst. Über das Leben.
  • Lernen: Ich erweitere ständig mein Wissen. Neue Tools, neue Themen, neue Perspektiven.
  • Finanzieller Freiraum: Ich kann mir Dinge gönnen, ohne lange zu rechnen. Ein gutes Essen, ein Ausflug, ein Geschenk für die Enkel.

Schwierigkeiten? Natürlich – aber lösbar.

Ich will ehrlich sein: Nicht alles ist einfach. Manches hat mich Nerven gekostet:

  • Technische Probleme (Löschen, Neuinstallieren, Fluchen)
  • Kritische Kunden (aber auch das gehört dazu)
  • Selbstzweifel (Bin ich gut genug? Kann ich mithalten?)

Doch mit jedem gelösten Problem wurde ich sicherer. Ich lernte, gelassener zu bleiben. Ich fragte nach Hilfe – bei meinem Sohn, bei Foren, bei der VHS. Und ich fand Lösungen. Immer.

Tipps für Deinen eigenen Einstieg in die digitale Selbstständigkeit

Wenn Du Lust hast, auch digital durchzustarten, hier ein paar Tipps aus meiner Praxis:

  1. Überfordere Dich nicht. Fang mit einer Sache an. Ein Profil. Ein Angebot.
  2. Nutze, was Du hast. Du brauchst keine Agentur. Nur Deinen Kopf, Dein Herz – und ein bisschen Technik.
  3. Bleib Du selbst. Authentisch sein schlägt jedes Hochglanzprofil.
  4. Mach kleine Schritte. Jeder neue Auftrag, jedes neue Tool bringt Dich weiter.
  5. Hol Dir Hilfe. Es gibt tolle VHS-Kurse, Seniorenportale, Online-Communities.
  6. Habe Geduld. Es dauert – aber es lohnt sich.

Mein Alltag heute – ein neues Lebensgefühl

Ich stehe auf, wenn ich ausgeschlafen bin. Ich beginne den Tag mit einer Tasse Kaffee und einem kurzen Blick in meine Aufträge. Ich arbeite in Blöcken – je nach Lust und Laune. Dazwischen gibt’s Spaziergänge, Enkelzeit, Gartenarbeit. Ich lebe entspannter – und aktiver zugleich.

Die Balance aus Arbeit, Lernen und Freizeit fühlt sich stimmig an. Ich bin nicht mehr fremdbestimmt – sondern selbstbestimmt. Und das ist ein wunderbares Gefühl.

Meine Vision für die Zukunft

Ich möchte noch viel ausprobieren:

  • Einen kleinen Kurs aufnehmen: „Digitale Ordnung für Einsteiger“
  • Einen Blog starten mit Tipps rund ums Leben 60+
  • Vielleicht ein kleines E-Book veröffentlichen: „Online starten mit 65 – so geht’s“

Und ich möchte andere ermutigen. Zeigen, dass das digitale Leben keine Altersgrenze kennt. Dass wir mit unserer Erfahrung einen echten Beitrag leisten können – und uns gleichzeitig selbst weiterentwickeln.

Mein Fazit

Ich bin Ruheständler – aber nicht im Ruhestand. Ich bin digital selbstständig. Und das mit Freude, Stolz und Offenheit.

 

Ich verdiene Geld, bleibe im Kopf fit, entdecke Neues und habe das Gefühl, mitten im Leben zu stehen – auch wenn ich offiziell „nicht mehr arbeite“. Wenn Du das auch möchtest: Trau Dich. Es ist leichter, als Du denkst.

Denn: Der schönste Teil Deines Berufslebens kann auch nach der Rente beginnen.

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