Gesellschaft & EngagementRente & NebenverdienstWarum ich noch arbeite – und das gerne

Warum ich noch arbeite – und das gerne

Arbeiten im Alter? Ja – und zwar mit Freude, Stolz und Sinn.

Früher dachte ich immer: Wenn ich mal in Rente gehe, dann lasse ich alles stehen und liegen. Ausschlafen, Kaffee trinken, reisen, im Garten buddeln. Und ja – das habe ich auch getan. Eine Weile. Aber dann wurde mir klar: Ich bin noch nicht fertig. Ich will noch gebraucht werden. Ich will etwas tun, das mir Freude macht. Und genau deshalb arbeite ich heute noch – nicht, weil ich muss, sondern weil ich will. Und es fühlt sich gut an.

Arbeit im Alter: Warum überhaupt?

Wenn ich mit Freunden über meinen Job spreche, kommen oft dieselben Fragen: „Du arbeitest noch? Warum das denn? Hast Du’s nötig?“ – Ich kann sie alle beruhigen: Nein, ich habe es nicht nötig. Aber ich habe Lust. Lust, mein Wissen weiterzugeben. Lust, in Kontakt mit Menschen zu bleiben. Lust, den Kopf und Körper zu fordern.

 

Die Wahrheit ist: Arbeit gibt Struktur. Sie bringt Abwechslung. Sie macht mich lebendig. Natürlich anders als früher – ohne Druck, ohne Karriereambitionen, ohne 60-Stunden-Wochen. Sondern in einem Tempo, das zu mir passt. Es geht nicht mehr um Leistung oder Anerkennung, sondern um die Freude am Tun. Um das Gefühl, einen Beitrag zu leisten – und sei er noch so klein.

Der Unterschied: Ich arbeite freiwillig

Das ist der große Unterschied zu früher. Ich arbeite, weil ich möchte – nicht, weil ich muss. Und das verändert alles:

  • Ich suche mir aus, was ich tue.
  • Ich bestimme, wann und wie viel.
  • Ich arbeite mit Menschen, die ich mag.

Dieses Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung ist unbezahlbar. Es macht aus Arbeit eine Freude – keine Pflicht. Ich kann auch mal nein sagen, ohne dass es Konsequenzen hat. Ich kann Urlaub machen, wann ich möchte. Ich arbeite mit mehr Leichtigkeit – und das spüren auch die anderen.

Was ich heute mache

Ich arbeite auf Minijob-Basis in einem kleinen Baumarkt. Zweimal pro Woche, jeweils ein paar Stunden. Ich helfe bei der Beratung, erkläre Werkzeuge, unterhalte mich mit den Kunden. Und ich liebe es. Warum? Ganz einfach:

  • Ich kenne mich aus mit Werkzeugen und Heimwerken.
  • Ich kann mein Wissen weitergeben.
  • Ich bin unter Menschen.

Aber das ist längst nicht alles. Gelegentlich schreibe ich auch kleine Artikel für ein lokales Magazin, helfe einem befreundeten Handwerker beim Sortieren seiner Buchhaltung oder bin als Lesepate in der Grundschule aktiv. Es sind viele kleine Dinge, aber sie fügen sich zu einem erfüllten Ganzen.

Die Kollegen schätzen meine Gelassenheit. Die Kunden meine Geduld. Und ich gehe mit einem guten Gefühl nach Hause – nicht erschöpft, sondern erfüllt. Ich bringe mich ein, ohne mich zu überfordern.

Was ich durch die Arbeit gewinne

Arbeit ist für mich mehr als Geld. Sie gibt mir:

  • Struktur: Ich habe feste Tage, auf die ich mich freue.
  • Soziale Kontakte: Ich treffe Menschen, höre Geschichten, teile Erlebnisse.
  • Sinn: Ich werde gebraucht, kann helfen, bin Teil von etwas.
  • Selbstwert: Ich merke: Ich kann noch was. Und das tut gut.
  • Lernen: Ich entdecke neue Produkte, Trends und Perspektiven.

Außerdem bleibe ich geistig und körperlich in Bewegung. Ich lese Fachzeitschriften, probiere neue Dinge aus, laufe im Laden umher. Es ist kein Hochleistungssport – aber es hält mich fit. Und es gibt mir das gute Gefühl, nicht zum alten Eisen zu gehören.

Es ist erstaunlich, wie sehr sich das eigene Wohlbefinden verändert, wenn man sich nützlich fühlt. Auch kleine Erfolge – ein gelungener Kundentipp, ein gutes Gespräch – bringen Freude und Stolz.

Die Vorteile für alle Seiten

Ich profitiere – klar. Aber auch mein Arbeitgeber. Denn:

  • Ich bin zuverlässig.
  • Ich habe Erfahrung.
  • Ich bringe Ruhe in stressige Situationen.
  • Ich bin loyal – und bleibe länger als ein Azubi.
  • Ich bin ein guter Zuhörer – für Kunden und Kollegen.

Das wird oft unterschätzt: Ältere Mitarbeiter sind ein Gewinn. Nicht wegen ihres Tempos, sondern wegen ihrer Haltung. Ihrer Geduld. Ihrer Lebenserfahrung. In vielen Betrieben fehlen genau diese Qualitäten. Gerade im direkten Kundenkontakt zählt nicht nur Fachwissen – sondern Menschlichkeit.

Ich bin kein Zahlenjongleur, kein Verkaufstalent, kein Technik-Genie. Aber ich bin präsent, freundlich, aufmerksam. Ich sehe, wenn jemand Hilfe braucht. Ich höre zu. Und ich nehme mir Zeit. Das allein macht oft schon den Unterschied.

Die Reaktionen aus dem Umfeld

Natürlich gibt es auch andere Stimmen. „In deinem Alter würde ich mir das nicht mehr antun!“ höre ich manchmal. Oder: „Gönn dir doch mal was.“ – Aber genau das tue ich ja. Ich gönne mir das, was mir guttut. Und das ist eben nicht nur Nichtstun. Sondern aktiv sein. Teilhaben. Mitgestalten.

Meine Familie unterstützt mich. Meine Enkel finden’s cool, dass Opa noch arbeitet. Und wenn ich ihnen erzähle, wie ein Kunde verzweifelt nach dem richtigen Dübel gesucht hat, lachen wir gemeinsam.

Und dann ist da dieses Strahlen in den Augen, wenn ich nach Hause komme und von meinem Tag erzähle. Meine Frau sagt manchmal: „Du wirkst wie nach einem guten Training.“ Und vielleicht ist es genau das: eine Art mentales Fitnessprogramm.

Tipps für alle, die noch arbeiten möchten

Du überlegst, ob Du im Alter noch arbeiten willst? Dann hier meine Tipps:

  1. Mach nur, was Dir Spaß macht. Wenn Du Tiere liebst – arbeite im Tierheim. Wenn Du gerne mit Menschen redest – such Dir etwas im Service. Mach nichts, das Dich stresst oder belastet. Es geht nicht mehr um Pflicht, sondern um Freude.
  2. Wähl Dein Pensum selbst. Ob 3 Stunden pro Woche oder 3 Tage – Du bestimmst. Es soll zu Deinem Leben passen, nicht Dein Leben bestimmen. Und wenn es mal zu viel wird – zieh die Reißleine. Das ist Dein gutes Recht.
  3. Sei offen. Manchmal ergeben sich Chancen, wo man sie nicht erwartet. Ein Gespräch, ein Aushang im Supermarkt – vieles entsteht durch Zufall. Und manchmal bringt ein kleiner Nebenjob große neue Freundschaften mit sich.
  4. Rede mit Deiner Familie. Es ist wichtig, dass Dein Umfeld Bescheid weiß und Deine Entscheidung mitträgt. Wenn alle hinter Dir stehen, macht es doppelt so viel Freude.
  5. Lass Dich nicht entmutigen. Manche werden fragen, warum Du das machst. Lass sie reden. Es geht um Dein Leben – nicht um ihre Meinung. Sei stolz auf Deinen Weg.
  6. Bleib flexibel. Vielleicht möchtest Du später weniger arbeiten oder etwas ganz anderes tun – alles ist erlaubt. Hauptsache, Du bleibst Du selbst.

Was ich gelernt habe

Die Entscheidung, weiterzuarbeiten, war eine der besten meines Lebens. Ich habe gelernt:

  • Dass Arbeit erfüllend sein kann – wenn sie freiwillig ist.
  • Dass ich mehr kann, als ich dachte.
  • Dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen.
  • Dass es nie falsch ist, noch mal loszugehen.

Ich habe Kollegen gefunden, die mich schätzen. Kunden, die mich regelmäßig grüßen. Und ein neues Selbstverständnis: Ich bin nicht Rentner. Ich bin aktiv. Ich bin Teil des Lebens. Ich bin ein Mensch mit Geschichte – und mit Zukunft.

Was kommt noch?

Vielleicht höre ich eines Tages auf. Vielleicht mache ich nochmal etwas ganz anderes. Vielleicht schreibe ich ein Buch über Heimwerken. Oder ich gebe Kurse für junge Leute. Wer weiß?

Ich könnte mir auch vorstellen, ein Ehrenamt zu übernehmen. Oder mit meiner Frau zusammen einen kleinen Reiseblog zu starten – unsere Erfahrungen teilen, Tipps geben, Geschichten erzählen. Möglichkeiten gibt es genug.

Aber solange es mir Freude macht – mache ich weiter. Schritt für Schritt. Ohne Druck. Mit einem Lächeln.

Mein Fazit

Ich arbeite noch – und das gerne. Nicht, weil ich muss. Sondern weil ich kann. Und weil es mir guttut. Weil ich etwas zurückgeben will. Weil ich Teil der Gesellschaft sein möchte.

 

Für mich ist das kein Rückschritt – sondern ein Aufleben. Ein neuer Abschnitt. Und wer weiß: Vielleicht hast Du ja auch Lust, nochmal anzupacken?

Denn eines ist sicher: Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang. Und manchmal fängt der schönste Abschnitt des Lebens genau dann an, wenn andere ihn für beendet halten.

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