Gesellschaft & EngagementRente & NebenverdienstWarum ich in Rente bin – aber nicht im Ruhestand

Warum ich in Rente bin – aber nicht im Ruhestand

Manchmal ist ein neuer Anfang kein Neustart, sondern ein Aufblühen.

Als ich das letzte Mal meine Bürotür hinter mir zuzog, war es kein Abschied in die Stille. Nein, ich trat hinaus in einen neuen Lebensabschnitt – einen, den viele als Ruhestand bezeichnen. Ich aber sage: Ich bin in Rente, ja – aber ganz sicher nicht im Ruhestand. Und genau darüber will ich Dir heute erzählen. Denn mein Leben ist lebendig, vielseitig – und spannender denn je.

Rente: Der Anfang von etwas Neuem

Rente – für viele ist das ein Wort mit gemischten Gefühlen. Einerseits winkt mehr freie Zeit, keine Meetings mehr, kein Stau am Morgen, kein Papierkram. Andererseits schwingt da manchmal die Angst mit: Was kommt jetzt? Wozu bin ich noch da? Genau diese Fragen stellen sich viele Männer, wenn sie auf einmal nicht mehr „gebraucht“ werden – zumindest beruflich.

 

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen: Dieses Gefühl ist normal. Und es ist auch gut, dass es kommt. Denn es gibt Dir die Chance, Deinen Kompass neu auszurichten. Es ist eine Einladung, Dich neu zu erfinden. Nicht als jemand völlig Anderen, sondern als die beste Version Deiner selbst – ohne Termindruck, ohne Chef, aber mit reichlich Lebenserfahrung und einem offenen Herzen.

Vom Beruf zur Berufung

Nach dem offiziellen Abschied vom Job hatte ich plötzlich Zeit. Zeit, die ich mir früher sehnlichst gewünscht hatte. Anfangs war es wie Urlaub. Ausschlafen, Zeitung lesen, in Ruhe Kaffee trinken. Doch irgendwann kam der Moment, in dem ich merkte: Ich brauche wieder eine Aufgabe. Etwas, das mir Sinn gibt, mich herausfordert und – ganz ehrlich – mich mit Stolz erfüllt.

Also begann ich, mich zu engagieren. Nicht weil ich musste, sondern weil ich wollte. Ich half einem Bekannten beim Aufbau seines kleinen Handwerksbetriebs. Nicht als Chef, sondern als Unterstützer im Hintergrund. Ich fing an, Nachhilfe zu geben, in Mathe – meinem alten Steckenpferd. Und ich meldete mich bei der Tafel als Helfer. All das hat mein Leben nicht nur strukturierter, sondern auch reicher gemacht.

Ich begann auch, Dinge zu tun, für die ich früher nie Zeit hatte: Ich malte wieder – nicht besonders gut, aber mit Freude. Ich besuchte Vorträge, probierte neue Kochrezepte aus und fing sogar an, Italienisch zu lernen. Einfach weil ich Lust dazu hatte. Der Alltag wurde zur Bühne für Neues, nicht zur Wüste des Leerlaufs.

Warum ich weitermache – und nicht stillstehe

Es gibt viele gute Gründe, nach der Rente weiter aktiv zu bleiben. Hier sind die, die für mich den Ausschlag gegeben haben:

  • Ich habe noch Energie. Warum sollte ich sie nicht nutzen?
  • Ich habe Erfahrung. Die kann ich weitergeben, egal ob an Enkel, Nachbarn oder junge Gründer.
  • Ich möchte Vorbild sein. Auch für meine Kinder und Enkel. Zu zeigen, dass das Leben mit 66 nicht endet, sondern weitergeht – anders, aber nicht schlechter.
  • Ich will dazulernen. Neues Wissen zu erwerben, hält den Geist wach und offen.
  • Ich will mich verbunden fühlen. Mit Menschen, mit meiner Nachbarschaft, mit der Welt da draußen.

Und vielleicht der wichtigste Grund: Ich fühle mich lebendig, wenn ich gebraucht werde. Wenn ich gefragt werde. Wenn ich meine Zeit sinnvoll einsetzen kann.

Engagement statt Stillstand: So viele Möglichkeiten

In Deutschland gibt es eine riesige Vielfalt an Möglichkeiten, wie Du Dich im Ruhestand sinnvoll einbringen kannst. Hier ein kleiner Überblick – vielleicht findest Du Dich in einer dieser Rollen wieder:

1. Ehrenamtlich helfen

Ob beim Roten Kreuz, im Tierheim oder bei einer Nachbarschaftshilfe – überall werden helfende Hände gebraucht. Oft genügen schon ein paar Stunden pro Woche. Manche Organisationen bieten sogar kleine Aufwandsentschädigungen oder Schulungen an – ein schöner Nebeneffekt. Ich persönlich helfe in einem Seniorenbeirat mit, wo ich meine Stimme und Erfahrung einbringen kann.

2. Handwerkliches Können weitergeben

Viele junge Menschen freuen sich, wenn ihnen jemand zeigt, wie man richtig bohrt, schraubt oder einen Wasserhahn wechselt. Warum nicht als Mentor in einer Werkstatt oder einem Jugendzentrum? Auch Projekte wie „Senioren helfen Senioren“ bieten eine Plattform, um Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen. Ich habe sogar einem jungen Gründer geholfen, seine Fahrradwerkstatt zu optimieren – ganz ohne Honorar, aber mit viel Herzblut.

3. Wissen teilen

Hast Du früher unterrichtet? Oder warst Du in einem technischen Beruf tätig? Volkshochschulen, Nachhilfeinstitute oder Online-Plattformen suchen Menschen mit genau Deinem Wissen. Gerade bei Digitalisierung, Finanzen oder Technik besteht großer Bedarf. Ich halte mittlerweile kleine Kurse zum Thema „Sicher im Internet“ – und bin jedes Mal erstaunt, wie viel Spaß es macht.

4. Gemeinsam statt einsam

Auch gemeinsame Projekte wie Repair-Cafés, Lesepatenschaften oder Seniorennetzwerke bieten wunderbare Chancen, aktiv zu bleiben und neue Kontakte zu knüpfen. Wer gemeinsam etwas schafft, fühlt sich zugehörig – ein Gefühl, das uns ein Leben lang begleitet. Ich habe zum Beispiel in meiner Straße eine monatliche Kaffeerunde mit anderen Rentnern ins Leben gerufen – wir lachen, tauschen uns aus und helfen uns gegenseitig.

Mein Alltag heute – anders, aber erfüllt

Mein Alltag hat sich verändert. Er ist freier, bunter – und manchmal auch voller als früher. Ich habe kein festes Büro mehr, aber dafür einen vollen Terminkalender. Ich treffe Menschen, lerne Neues und genieße es, meine Zeit selbst einzuteilen. Und ja, ich gönne mir auch bewusst Ruhe – aber als Pause, nicht als Dauerzustand.

Ich schreibe Texte für ein Seniorenmagazin. Ich bringe anderen bei, wie man Onlinebanking sicher nutzt. Ich begleite meine Enkel auf Ausflügen. Und ich habe endlich angefangen, alte Fotos zu digitalisieren und unsere Familiengeschichte aufzuschreiben. Manchmal helfe ich Nachbarn beim Umzug oder zeige jüngeren Leuten, wie man einen Garten richtig in Schwung bringt.

Auch meine Frau und ich entdecken neue Hobbys: Gemeinsames Kochen, kleine Radtouren oder Museumsbesuche – Dinge, die früher oft zu kurz kamen. Wir lernen, diesen Lebensabschnitt als Chance zu sehen, uns nochmal ganz neu zu begegnen. Ich habe sogar angefangen, ein Tagebuch zu schreiben – nicht für andere, sondern für mich. Es hilft, die Tage bewusst zu erleben.

Gesund und glücklich durch Aktivität

Es gibt Studien, die zeigen, dass aktive Rentner gesünder und zufriedener leben. Und ich kann das bestätigen. Wer sich körperlich und geistig fordert, bleibt fitter – und hat auch mehr Freude an kleinen Dingen. Ein Spaziergang mit einem Ziel macht eben mehr Spaß als einer ohne.

Zudem habe ich gelernt: Das Gefühl, gebraucht zu werden, ist ein echter Lebenselixier. Es ist schön, am Abend sagen zu können: Heute habe ich etwas bewegt – und sei es nur ein Lächeln beim Bäcker oder ein offenes Ohr für den Nachbarn. Auch kleine Aufgaben wie das Einkaufen für jemanden oder ein Gespräch auf Augenhöhe können Großes bewirken.

Auch das Thema Bewegung hat bei mir eine neue Rolle bekommen. Ich mache täglich Gymnastik, nicht weil ich muss, sondern weil es mir gut tut. Und ich merke, wie wichtig es ist, auch im Kopf beweglich zu bleiben: durch Lesen, Gespräche, Reisen und kleine Herausforderungen – vom Kreuzworträtsel bis zum neuen Smartphone.

Fazit: Rente ist keine Endstation

Wenn Du gerade frisch in Rente bist oder kurz davorstehst, nimm Dir Zeit zum Durchatmen – aber nicht zu lang. Schau, was Dir Freude macht. Wo Du Dich einbringen kannst. Und sei offen für Neues.

Denn Rente bedeutet nicht, dass Deine Geschichte zu Ende ist – im Gegenteil: Ein spannendes Kapitel beginnt gerade erst. Eines, das Du ganz nach Deinen Vorstellungen schreiben kannst. Du kannst Dein eigener Chef sein – ohne Büro, aber mit Herz.

 

Vergiss nie: Du bist nicht weniger wert, nur weil Du nicht mehr arbeitest. Du bist nicht „nur Rentner“, Du bist Mensch mit Geschichte, Können und Charme. Die Gesellschaft braucht genau solche wie Dich. Vielleicht mehr denn je.

Mein Rat an Dich:

  • Warte nicht auf den „perfekten“ Zeitpunkt – fang einfach an.
  • Hör auf Dein Bauchgefühl: Was macht Dir Spaß? Was liegt Dir am Herzen?
  • Und wenn mal ein Tag nur aus Tee, Sofa und Zeitung besteht: Auch das ist erlaubt. Hauptsache, Du bleibst Du selbst.
  • Sprich mit anderen Rentnern über ihre Erfahrungen – das inspiriert und gibt Dir neue Perspektiven.
  • Und ganz wichtig: Tu es für Dich – nicht weil Du musst, sondern weil Du kannst.
  • Trau Dich, Neues zu wagen – egal wie alt Du bist. Ob Computerkurs oder Gitarrenunterricht: Jetzt ist Deine Zeit.

In diesem Sinne: Ich bin in Rente – aber nicht im Ruhestand. Und Du?

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