Alte Jeans – wir alle haben sie im Schrank. Zu eng, zu weit, durchgescheuert oder einfach aus der Mode. Aber wegwerfen? Kommt nicht in die Tüte! Denn aus einer alten Hose kann etwas richtig Praktisches entstehen: eine selbstgenähte Umhängetasche. Und die sieht nicht nur klasse aus, sondern trägt auch ein Stück Geschichte in sich.
Ich erzähle Dir heute, wie ich angefangen habe, aus alten Jeans moderne, individuelle Taschen zu nähen. Keine Profi-Nähmaschine, kein Modestudium – nur ein bisschen Erfahrung, ein paar Tricks und ganz viel Freude am Selbermachen. Vielleicht packt Dich danach auch die Lust, wieder öfter zur Nadel zu greifen.
Warum ausgerechnet Jeans?
Jeansstoff ist wie gemacht fürs Upcycling. Robust, vielseitig, gut zu verarbeiten – und oft sogar mit ein paar hübschen Details wie Taschen, Nähten oder Logos, die man wunderbar in neue Stücke integrieren kann. Außerdem hat jede Jeans ihre eigene Geschichte. Wenn daraus eine Tasche entsteht, wird daraus ein Unikat mit Seele.
Manchmal schaue ich mir die abgetragenen Stellen oder den ausgebleichten Farbverlauf an und erinnere mich daran, wann und wo ich die Hose getragen habe. Diese Erinnerungen weiterzugeben, indem man etwas Neues daraus erschafft, hat für mich einen ganz besonderen Wert.
Und ganz ehrlich: Es ist ein herrliches Gefühl, aus einem abgetragenen Kleidungsstück etwas Nützliches und Schönes zu machen. Nachhaltig ist es obendrein. Denn je mehr wir wiederverwenden, desto weniger landet auf dem Müll. Ein echter Gewinn – für die Umwelt, für den Geldbeutel und für die Freude am Selbermachen.
Die Idee: Eine Tasche, die alles kann
Meine erste Umhängetasche aus Jeans war ein Geschenk für meine Enkelin. Sie wollte „eine coole Tasche mit Opa-Style“. Also hab ich mich in meine Werkstatt zurückgezogen, ein paar alte Jeans zerlegt und drauflosgenäht. Herausgekommen ist eine praktische, schlichte Tasche mit verstellbarem Gurt, Außentasche mit Knopf und einem farbigen Innenfutter aus einem alten T-Shirt.
Das Schöne: Du kannst die Tasche genau so gestalten, wie Du (oder der oder die Beschenkte) sie brauchst. Klein und leicht für den Stadtbummel. Groß und robust für den Einkauf. Mit Innenfächern, Außentaschen, Reißverschlüssen oder Knöpfen – ganz nach Wunsch.
Ich habe mittlerweile Taschen für ganz unterschiedliche Zwecke genäht: eine robuste Fahrradtasche mit Klickverschluss, eine kleine Hip-Bag für die Enkelin, eine Laptoptasche für meinen Sohn und eine elegante Abendtasche mit Spitze und Jeansmix für meine Frau. Das Grundprinzip ist immer gleich – aber die Ausführung lässt sich wunderbar anpassen.
Material: Was Du brauchst
Für eine einfache Umhängetasche brauchst Du nicht viel. Meistens reicht, was Du sowieso zu Hause hast:
- 1–2 alte Jeans (je nach Größe der Tasche)
- Schere, Maßband, Schneiderkreide
- Nähmaschine oder starke Nadel und Garn
- eventuell Gurtband oder alten Hosengurt
- Knöpfe, Reißverschlüsse, Klettverschluss – je nach Design
- Stoffreste für das Innenfutter (z. B. altes Hemd oder Shirt)
- Stecknadeln oder Klammern
Wer Lust auf mehr hat, kann zusätzlich Karabinerhaken, D-Ringe oder andere Metallteile einsetzen. Auch dekorative Knöpfe, Stickgarn oder Webbänder bringen Pfiff ins Design.
Jeans ist manchmal recht dick – also lieber eine stabile Nadel einsetzen (90er oder 100er Stärke bei der Maschine). Ein Fingerhut hilft, wenn Du per Hand nähst.
Schritt für Schritt: So nähe ich meine Umhängetasche
1. Jeans auftrennen und Teile zuschneiden
Zuerst trenne ich die Hosenbeine auf, schneide dicke Nähte und Reißverschlüsse vorsichtig heraus und breite den Stoff aus. Daraus schneide ich zwei gleich große Rechtecke für Vorder- und Rückseite (z. B. 30×35 cm). Für den Taschenboden und die Seiten verwende ich entweder Streifen aus dem Hosenbein oder einfarbigen Stoffrest.
Besonders schön: Alte Gesäßtaschen der Jeans nutze ich gern direkt als Außentasche – einfach ausschneiden, aufsetzen, festnähen. Manchmal kombiniere ich sogar mehrere Taschen übereinander – das bringt Struktur und zusätzlichen Stauraum.
2. Innenfutter vorbereiten
Aus einem alten Hemd oder Shirt schneide ich ebenfalls zwei Rechtecke in derselben Größe wie die Außenteile. Wer mag, kann hier auch ein Innenfach einbauen – ideal für Handy oder Schlüssel. Ich nähe oft zusätzlich eine kleine Reißverschlusstasche ins Futter, damit Wertsachen gut verstaut sind.
3. Tasche zusammennähen
Zuerst nähe ich die beiden Jeansstücke rechts auf rechts an den Seiten und unten zusammen. Dasselbe mit dem Futterstoff. Dann wird beides ineinandergeschoben, obere Kanten eingeschlagen und rundum zusammengenäht. Dabei kann man auch gleich den Gurt mitfassen. Wer es sauberer mag, näht erst den Außen- und Innenteil getrennt, verstürzt sie und steppt am Ende knappkantig ab.
4. Gurt befestigen
Ich nehme oft alte Gürtel oder Gurtband von ausrangierten Taschen. Befestigt wird das Ganze mit kräftigen Nähten oder (wenn’s stabiler sein soll) mit Nieten oder Ösen. Auch Karabinerhaken sind praktisch, wenn man den Gurt abnehmen oder in der Länge verstellen möchte.
5. Extras und Feinschliff
Zum Schluss kommt der Feinschliff: Knöpfe, Klett, ein Label oder ein Zierstreifen aus buntem Stoff. Wer mag, kann die Tasche auch besticken oder mit Textilfarbe verzieren. Besonders schön finde ich es, wenn noch ein kleines Schildchen „von Opa“ eingenäht ist – das macht das Ganze persönlich. Eine kleine Jeansblume oder ein besticktes Herz geben der Tasche das gewisse Etwas.
Varianten für jede Gelegenheit
Das Grundprinzip bleibt immer gleich – aber je nach Anlass kannst Du die Tasche ganz unterschiedlich gestalten:
- Markttasche: Groß, robust, ohne Schnickschnack. Ideal für den Wochenmarkt oder den Einkauf zwischendurch. Mit doppeltem Boden besonders stabil.
- Kindertasche: Klein, bunt, mit Tiermotiv oder Applikationen. Perfekt für kleine Schätze oder den ersten Kita-Alltag. Besonders beliebt: Taschen mit dem Anfangsbuchstaben des Kindes.
- Buchtasche: Rechteckig, mit Innentasche und starkem Gurt. Für Bibliotheksgänge oder Lesestunden im Park. Ich nähe oft ein Lesebändchen oder eine kleine Stifttasche mit ein.
- City-Bag: Schmal, modern, mit Reißverschluss und schräger Außentasche. Macht sich gut beim Stadtbummel – besonders mit schicker Verzierung.
- Werkzeugtasche: Besonders stabil, mit vielen Fächern. Für Schraubenzieher, Metermaß und Co. Ich habe sogar eine extra Tasche mit Klettverschluss für meine Lesebrille eingearbeitet.
Nachhaltigkeit mit Stil
Was mir an dieser Idee besonders gefällt: Sie verbindet Umweltschutz mit Kreativität. Alte Kleidung wird nicht einfach entsorgt, sondern bekommt ein zweites Leben. Und jedes Stück, das Du selbst machst, trägt ein bisschen Deine Persönlichkeit in sich.
Außerdem macht es Freude, Stoffe und Materialien aus verschiedenen Quellen zu kombinieren. Die Innentasche vom alten Lieblingshemd. Der Gurt von der vergessenen Reisetasche. Das Label vom letzten Nähprojekt. Es entsteht ein bunter Mix, der genau so individuell ist wie der Mensch, der ihn trägt.
Übrigens eignen sich die Taschen auch wunderbar als Geschenk. Ob für Enkelkinder, Nachbarn, Freunde oder einfach als kleines Dankeschön – eine selbstgenähte Tasche kommt immer gut an. Vor allem, wenn sie nicht nur praktisch, sondern auch mit Liebe gemacht ist.
Tipps aus der Werkstatt
- Dickes Garn verwenden: Jeansstoff braucht kräftiges Garn, am besten Polyester. Baumwollgarn reißt zu schnell.
- Geduldig nähen: Lieber langsam nähen, besonders an dicken Stellen (z. B. an Taschenkanten oder Nähten).
- Tasche vorher auf Papier entwerfen: Eine grobe Skizze hilft, das Design zu planen und Schnitte zu optimieren.
- Mit Doppelnadel arbeiten: Gibt schöne Ziernähte und mehr Stabilität.
- Etikett nicht vergessen: Ein kleines Namensschild oder Logo macht die Tasche unverwechselbar.
- Kleinteile aufheben: Auch kleine Stoffreste, Gürtelschlaufen oder Reißverschlussenden lassen sich kreativ weiterverwenden.
- Tasche vor dem Verschenken testen: Trage sie selbst kurz, um zu prüfen, ob alles sitzt und bequem ist.
Mein Fazit: Alte Jeans – neue Liebe
Seitdem ich meine erste Umhängetasche aus einer alten Jeans genäht habe, bin ich begeistert, was man alles daraus machen kann. Keine Tasche gleicht der anderen, und jede erzählt eine kleine Geschichte. Ich habe mittlerweile Modelle für alle meine Enkel genäht – und ein paar für mich selbst.
Vielleicht ist das auch etwas für Dich? Es braucht kein Schneiderdiplom, sondern nur Lust, ein bisschen Geduld und die Freude daran, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Und wer weiß – vielleicht hängt bald in Deinem Flur eine Tasche, bei der jeder fragt: „Wow, woher hast Du die denn?“ Und Du kannst mit Stolz sagen: „Selbst gemacht – aus einer alten Jeans. Und mit ganz viel Herz.“